Urnenbestattung- Wann ist eine Umbettung erlaubt?
4.1625 /
5 (80 Bewertungen)
2018-08-15
, Aktualisierung vom
2023-08-24 12:46:55.0
· Redaktion Fachanwaltsuche
· 3100 mal gelesen
- Keine Umbettung der Urne der Mutter in Reihengrab des Vaters
- Kein Schmerzensgeld für Tochter nach Umbettung der Urne des Vaters
- Keine Urnen-Umbettung wegen Umzug oder Veränderung der Lebensumstände
- Urnenumbettung erst nach zweijähriger Ruhefrist
- Schmerzensgeldanspruch bei rechtswidriger Urnenumbettung
- Ist die Beisetzung einer Urne mit falscher Asche strafbar?
Angehörige haben die Möglichkeit die Urne eines Verstorbenen aus einem wichtigen Grund umbetten zu lassen. Eine Umbettung kann etwa dann in Betracht kommen, wenn die Angehörigen wegziehen und sich niemand um die Grabstätte kümmern kann oder wenn der Verstorbene in einem Familiengrab mit anderen verstorbenen Familienmitgliedern zusammengeführt werden soll. Die Friedhofsverwaltung muss in jedem Fall die Umbettung einer Urne genehmigen.
Keine Umbettung der Urne der Mutter in Reihengrab des Vaters
Das Verwaltungsgericht Aachen (Aktenzeichen 7 K 1569/16) hat entschieden, dass eine Tochter die Urne ihrer verstorbenen Mutter nicht in das Reihengrab ihres verstorbenen Vaters umbetten lassen darf. Gegen eine Umbettung spreche die Friedhofssatzung, wonach eine Umbettung aus einer Reihengrabstätte in eine andere Reihengrabstätte nicht erlaubt sei. Auch sei die Totenruhe hier gewichtiger als das Umbettungsinteresse der Tochter. Auch wenn die Mutter zu Lebzeiten den Wunsch nach einer gemeinsamen Bestattung mit dem Vater geäußert hat, habe sich die Tochter zu keinem Zeitpunkt um ein zweistelliges Grab für die Eltern bemüht. Anderer Fall: Die Ehefrau des Verstorbenen wollte nach eigenen Angaben mit der Umbettung der Urne den letzten Willen ihres verstorbenen Ehemannes erfüllen. Aufgrund eines Zerwürfnisses teilte sie ihrer Tochter nichts von der Urnenumbettung mit. Das Landgericht Krefeld (Aktenzeichen 1 S 68/16) sah in dieser Aktion zwar eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts der Tochter, diese sei aber nicht so gravierend, dass daraus ein Schadensersatzanspruch entstehe. Die Tochter habe aber einen Anspruch darauf zu erfahren, wo ihr verstorbener Vater beigesetzt wurde, so das Gericht.Kein Schmerzensgeld für Tochter nach Umbettung der Urne des Vaters
Eine Tochter kann gegenüber ihrer Mutter kein Schmerzensgeld verlangen, weil diese die Urne des verstorbenen Vaters aus dem Familiengrab hatte nehmen lassen und seine Asche auf einem Fluss in den Niederlanden verstreuen ließ. Dies entschied das Landgericht Krefeld.Keine Urnen-Umbettung wegen Umzug oder Veränderung der Lebensumstände
Der Umzug eines Angehörigen oder eine Veränderung seiner Lebensumstände, etwa eine altersbedingte Verschlechterung seiner Gesundheit, sind laut Verwaltungsgericht Berlin (Aktenzeichen 21 K 129/21) kein wichtiger Grund für eine Urnen-Umbettung. Die Achtung der Totenruhe gehe hier vor.Urnenumbettung erst nach zweijähriger Ruhefrist
Bei der Umbettung einer Urne ist eine Ruhefrist von zwei Jahren zu beachten, entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (Aktenzeichen 4 N 17.1197). Mit dieser Regelung werde nicht gegen den postmortalen Achtungsanspruch des Verstorbenen verstoßen.Schmerzensgeldanspruch bei rechtswidriger Urnenumbettung
Der Inhaber des Totenfürsorgerechts hat einen Anspruch auf Schmerzensgeld gegen denjenigen, der rechtswidriger Weise eine Urne umbetten lässt, entschied das Amtsgericht Rinteln (Az. 2 C 183/14). Hier liege eine Verletzung des Totenfürsorgerechts vor, die den Anspruch begründe.Ist die Beisetzung einer Urne mit falscher Asche strafbar?
Wer eine Urne mit falscher Asche beisetzt muss mit einer Bestrafung wegen Störung der Totenruhe rechnen. Im Fall eines Bestatters, bei den nicht einwandfrei nachgewiesen werden konnte, wer die Urne mit der falschen Asche befüllt hatte, wurde der Mann wegen Anstiftung zur Störung der Totenruhe zu einer Geldstrafe vom Landgericht Oldenburg (Aktenzeichen 13 Ns 370 Js 67132/19 (328/21) *122*) verurteilt.War dieser Beitrag für Sie hilfreich?
Eigene Bewertung abgeben:
Bisher abgegebene Bewertungen:
4.1625 /
5
(80 Bewertungen)
Das könnte Sie interessieren
Miet- und Wohnungseigentumsrecht
,
05.05.2017
(Update 27.09.2023)
Muss ein Mieter, etwa aufgrund von Krankheit oder Tod, seine Mietwohnung verlassen, können die Rechte aus dem Mietvertrag unter bestimmten Voraussetzungen auf seine Verwandten übertragen werden.
Doch dürfen die einfach in die Wohnung des Verstorbenen einziehen?
4.111111111111111 /
5 (63 Bewertungen)
Familienrecht
,
17.11.2017
Kinder haben das Recht zu wissen, von wem sie abstammen.
Ist die Abstammung ungeklärt, muss ein in Frage kommender Vater eine Genprobe zur Verfügung stellen.
Doch was geschieht, wenn der potentielle Vater bereits verstorben ist.
Müssen dann seine leiblichen Kinder zum Gentest?
4.444444444444445 /
5 (9 Bewertungen)
Sozialrecht
,
21.07.2015
Bei einem Todesfall werden die Hinterbliebenen durch eine Rente von der gesetzlichen Rentenversicherung versorgt.
3.5714285714285716 /
5 (7 Bewertungen)
Sozialrecht
,
21.07.2021
(Update 02.06.2022)
In Deutschland müssen die Angehörigen eines Verstorbenen die Bestattungskosten übernehmen.
Sind sie dazu nicht in der Lage, kommt unter bestimmten Voraussetzungen das Sozialamt für Bestattungskosten auf.
4.2631578947368425 /
5 (38 Bewertungen)
Medizinrecht
,
05.07.2016
Ein Ehemann kann von einer Klinik nicht die Herausgabe von befruchteten eingefrorenen Eizellen seiner verstorbenen Ehefrau verlangen, entschied das Oberlandesgericht Karlsruhe.
4.25 /
5 (4 Bewertungen)
Erbrecht
,
16.07.2012
Rechtsanwalt Anton Bernhard Hilbert Kanzlei Hilbert & Simon
Die soziale Haltung hat sich auch im Angesicht des Todes verändert.
Ging es früher darum, wer über die Bestattung bestimmen darf, dreht es sich heute darum, nicht für Bestattungskosten herangezogen zu werden.
Weil § 1968 BGB bestimmt, dass der Erbe die Kosten der Beerdigung trägt, scheint die Ausschlagung der Erbschaft einen Weg hin zu diesem Ziel zu eröffnen: Kein Erbe – keine Bestattungskosten.
Trifft diese Schlussfolgerung zu?
4.0 /
5 (7 Bewertungen)
Erbrecht
,
19.10.2018
(Update 23.08.2023)
Erben müssen grundsätzlich die Kosten für die Bestattung des Erblassers zahlen.
Es gibt allerdings Möglichkeiten, wie Erben um die Zahlung der Bestattungskosten herumkommen.
4.166666666666667 /
5 (24 Bewertungen)
Erbrecht
,
14.03.2013
Rechtsanwalt Achim Kupfer MELCHER MORAT Rechtsanwälte
Wenn ein Elternteil stirbt und ein überlebender Ehegatte nicht vorhanden ist, sind die Kinder grundsätzlich zur Übernahme der Bestattung verpflichtet.
Fraglich ist, ob diese Pflicht auch bei völlig gestörten oder zerrissenen Familienbanden besteht.
4.75 /
5 (4 Bewertungen)
Miet- und Wohnungseigentumsrecht
,
15.02.2019
(Update 29.07.2024)
Beim Thema Eigenbedarf kommt es immer wieder zum Konflikt zwischen Mieter und Vermieter.
Lebensgefährtin, Kinder, pflegebedürftige Oma, Au pair - Für wen darf Eigenbedarf angemeldet werden?
Und wann liegt eine unzumutbare Härte für den Mieter vor?
4.151515151515151 /
5 (33 Bewertungen)
Erbrecht
,
24.05.2012
Rechtsanwalt Anton Bernhard Hilbert Kanzlei Hilbert & Simon
Die scharfe Pflichtteilsstrafklausel wirkt nicht nur, wenn ein Kind den Pflichtteil geltend macht.
Auch wenn es - sogar - den gesetzlichen Erbteil für sich beansprucht, ist es beim zweiten Erbfall enterbt.
Das hat das Oberlandesgericht München entschieden.
4.0 /
5 (8 Bewertungen)
Familienrecht
,
13.06.2017
Wann müssen Eltern nicht mehr für die Finanzierung der Berufsausbildung ihrer Kinder aufkommen?
Mit dieser Frage beschäftigte sich jüngst der Bundesgerichtshof.
4.25 /
5 (4 Bewertungen)