Logo Fachanwaltssuche
Von Experten beraten.
Rechtsgebiet z.B. Arbeitsrecht
Ortz.B. Köln, 50968

Wichtig für Zweitehen: Pflichtteilsverzicht vereinbaren!

Bei vorehelichen Schenkungen hatte der überlebende Ehegatte bisher keine Ansprüche auf eine Pflichtteilsergänzung. So hatte der Bundesgerichtshof in jahrzehntelanger Rechtsprechung entschieden. Jetzt hat das höchste deutsche Zivilgericht diese Rechtsprechung aufgegeben. Die Folgen können fatal sein: Streit zwischen Kindern und Stiefmutter.

1. Bisherige Rechtslage – Theorie der Doppelberechtigung Ein beliebtes, aber wenig taugliches Mittel, um Pflichtteilsansprüche zu umgehen, ist die lebzeitige Schenkung. Wenig tauglich deshalb, weil die Schenkung einen Pflichtteilsergänzungsanspruch auslöst. Pflichtteilsberechtigt sind die Kinder und der Ehegatte. Sie haben auch den Pflichtteilsergänzungsanspruch. Aber nur, wenn sie nicht nur im Zeitpunkt des Erbfalls pflichtteilsberechtigt sind, sondern es auch schon im Zeitpunkt der Schenkung es waren. Das ist die Theorie der Doppelberechtigung. Sie galt lange (Urteil des Bundesgerichtshofs vom 21.06.1972 – IV ZR 69/71). Jetzt hat der Bundesgerichtshof sie über Bord geworfen. 2. Rechtsprechungsänderung des Bundesgerichtshofs Folgender Fall war zu entscheiden: Enkelkinder machten gegen die Großmutter Pflichtteilsansprüche nach dem Tod des Großvaters geltend. Die standen ihnen zu an Stelle ihrer Mutter, die vor dem Großvater gestorben war. Die Großeltern hatten sich gegenseitig zu Alleinerben eingesetzt und folglich die Enkelkinder von der Erbschaft ausgeschlossen. Nun gab es Schenkungen des Großvaters an die Großmutter, die den Pflichtteil der Enkelkinder beeinträchtigten. Allerdings waren die Schenkungen vor der Geburt der Enkelkinder erfolgt. Der Bundesgerichtshof gibt den Enkelkindern Recht. Damit verabschiedet er sich (Urteil vom 23.05.2012 – IV ZR 250/11) von der Theorie der Doppelberechtigung. Es kommt allein darauf an, ob im Zeitpunkt des Erbfalles eine Pflichtteilsberechtigung besteht. 3. Folgerungen für die Praxis Ausgerechnet der Sachverhalt, über den der Bundesgerichtshof zu entscheiden hatte, kommt selten vor, nämlich die Geburt von Pflichtteilsberechtigten nach der Schenkung. Dennoch ist die Entscheidung extrem wichtig. Sie gilt auch für die immer häufiger werdenden Fälle, in denen ein verwitweter Vater – eventuell kurz vor dem Tod – noch einmal heiratet. Solche „Versorgungsehen“ gibt es wegen der bekannten Folgen gestiegener Lebenserwartung immer häufiger. Um die eigenen Kinder nicht zu benachteiligen, erfolgen häufig kurz vor der Eheschließung Schenkungen. Nach der früheren Rechtsprechung konnte der neue Ehegatte wegen solcher Schenkungen keine Pflichtteilsergänzung verlangen – er war ja im Zeitpunkt der Schenkung nicht pflichtteilsberechtigt. Das wurde er erst mit der Eheschließung. Nach der jetzigen Rechtslage wird der überlebende Ehepartner künftig wegen solcher Schenkungen Pflichtteilsergänzung verlangen können. Das gilt auch für „Altfälle“, also für Eheschließungen, die vor der Entscheidung des Bundesgerichtshofs erfolgt sind. Wichtig: Wer eine weitere Ehe eingehen will, muss sich dieses Problems sehr klar bewusst sein. Falls es Schenkungen vor der Eheschließung gegeben hat, ist zu empfehlen, im Rahmen eines Ehevertrages auch einen – beschränkten – Pflichtteilsverzicht für voreheliche Schenkungen zu vereinbaren. In den Altfällen kann dies nachgeholt werden. Das setzt allerdings das Einverständnis des Ehegatten voraus.

von Rechtsanwalt Anton Bernhard Hilbert

War dieser Beitrag für Sie hilfreich?

Eigene Bewertung abgeben:
Bisher abgegebene Bewertungen:
4.3 / 5 (10 Bewertungen)
Das könnte Sie interessieren
Familienrecht , 16.07.2012
Rechtsanwalt Matthias Zachmann Zachmann & Partner Rechtsanwälte
Mit seinem Urteil vom 3. Februar 2010, Az. XII ZR 189/06, vollzieht der Bundesgerichtshof eine wichtige Wende in der Frage, ob Schwiegereltern nach Scheitern der Ehe ihres Kindes Geldgeschenke vom Schwiegerkind zurückverlangen können und stärkt den Schwiegereltern den Rücken.
4.2 / 5 (5 Bewertungen)
Rechtsanwalt Hans Wilhelm Busch
BGH: Verarmt ein Schenker, reicht es aus, wenn der Beschenkte ein früheres Geschenk als Sachwert zurückgibt und kann nicht dazu verpflichtet werden, diesen Sachwert für eine Behörde z.B. zu Geld zu machen.
4.0 / 5 (9 Bewertungen)
Familienrecht , 20.10.2017 (Update 21.10.2019)
Nicht nur bei einer Ehescheidung wird über finanzielle Ausgleichsansprüche gestritten, auch bei Paaren ohne Trauschein geht es im Fall der Trennung um die Frage, ob und wie ein finanzieller Ausgleich erfolgt. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass ein Ex-Partner nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin ihren Eltern unter bestimmten Voraussetzungen größere Geldgeschenke zurückzahlen muss.
4.2 / 5 (50 Bewertungen)
Erbrecht , 09.11.2017
Ein gemeinschaftliches Ehegattentestament kann den längstlebenden Ehegatten in seiner Verfügungsgewalt über das Vermögen beschränken. Geschenke am Schlusserben vorbei sind in diesem Fall nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
4.571428571428571 / 5 (7 Bewertungen)
Miet- und Wohnungseigentumsrecht , 15.10.2015 (Update 13.11.2024)
Wohnungseigentümerversammlungen, Eigentümerbeschlüsse, Hausverwaltung, Instandhaltung und Nutzung – Wohnungseigentümer werden mit vielen Rechtsfragen rund um ihre Immobilie konfrontiert.
4.220338983050848 / 5 (59 Bewertungen)
Miet- und Wohnungseigentumsrecht , 06.02.2018 (Update 26.04.2024)
Wenn Mieter die alljährliche Nebenkostenabrechnung erhalten, ist damit häufig eine Aufforderung eine saftige Nachzahlung zu leisten verbunden. Das führt nicht selten zum Streit zwischen Mieter und Vermieter. Hier einige Tipps, auf was Mieter bei der Nebenkostenabrechnung unbedingt achten sollten.
4.32258064516129 / 5 (31 Bewertungen)
Für 9 Euro nach Budapest oder für 20 Euro nach London - Fluggesellschaften locken ihre Kunden mit unglaublichen Preisen. Beim Buchungsvorgang kommen dann aber zum angegebenen Flugpreis oft weitere Gebühren und Zuschläge dazu, so dass es sich bei dem Angebot nur um ein vermeintliches Schnäppchen handelt. Der Bundesgerichtshof hat sich jüngst mit der Darstellung der Preis bei Online-Flugbuchungen beschäftigt.
3.857142857142857 / 5 (7 Bewertungen)
In Deutschland herrscht in den meisten Bundesländern die Pflicht in Wohnungen Rauchwarnmelder zu installieren. Für die Montage der Rauchwarnmelder ist in der Regel der Vermieter zuständig. Nach einem aktuellen Urteil des Bundesgerichtshofs muss der Mieter den Einbau der Rauchwarnmelder dulden und zwar auch dann, wenn er bereits selbst Rauchwarnmelder angebracht hat.
4.181818181818182 / 5 (11 Bewertungen)
Rechtsanwalt Nima Armin Daryai Daryai Kuo & Partner Rechtsanwälte und Notar
In einem Urteil vom 11.06.2014 hat sich der Bundesgerichtshof mit der nicht seltenen Frage beschäftigt, wann Mietern ein Recht zur Untervermietung zusteht und welche Folgen eine Verweigerung der Erlaubnis zur Untervermietung hat, wenn der Vermieter eigentlich zur Erteilung der Erlaubnis verpflichtet war.
4.0 / 5 (5 Bewertungen)
Medizinrecht , 02.07.2018 (Update 24.01.2022)
Erneut ist im Rahmen des Skandals um Billig-Silikonbrustimplantate aus Frankreich ein Urteil zur Haftung gegenüber den geschädigten Patientinnen gefallen. Danach wurde der TÜV Rheinland zu Schadensersatz gegenüber den Patientinnen verurteilt.
4.166666666666667 / 5 (12 Bewertungen)
Familienrecht , 26.01.2018
Wenn transsexuelle Menschen ein Kind zeugen oder gebären, gibt es hinsichtlich der abstammungsrechtlichen Frage – Mutter oder Vater – immer wieder Rechtskonflikte. In zwei Fällen hat jüngst der Bundesgerichtshof zu dieser Problematik Stellung genommen.
4.5 / 5 (8 Bewertungen)
Suchen in Rechsbeiträgen
Teilnehmer
Fachanwältin Monika Stürzer
Fachanwältin für Familienrecht
Walter-Kolbenhoff-Straße 5
82110 Germering
Fachanwältin Christina Friedrich
Fachanwältin für Familienrecht
Schießgraben 9
55232 Alzey
Fachanwältin Dorothea Ehrmann
Fachanwältin für Familienrecht
Kaiserstraße 30
90763 Fürth
Fachanwältin Monika Reichel
Fachanwältin für Familienrecht
Vogelsbergerstr. 1-3
63654 Büdingen
Fachanwältin Jutta Spengler
Fachanwältin für Familienrecht
Fachanwältin für Medizinrecht
Rathenaustraße 7
95444 Bayreuth
Fachanwalt Ralf Stelling
Fachanwalt für Familienrecht
Fachanwalt für Strafrecht
Am Teich 10 - 12
24534 Neumünster
Fachanwältin Dr. Gabriele Hitzlberger
Fachanwältin für Familienrecht
Friedenstraße 5
97421 Schweinfurt
Fachanwalt Klaus Schwaninger
Fachanwalt für Familienrecht
Kriegsstr. 45
76133 Karlsruhe
Fachanwältin Beatrice Artmann
Fachanwältin für Familienrecht
Rauher Kamp 50
44339 Dortmund
Fachanwältin Sonja Schlecht
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Familienrecht
Yorckstraße 26
10965 Berlin
Fachanwalt Hendrik Schöpper
Fachanwalt für Erbrecht
Fachanwalt für Familienrecht
Ostenhellweg 62
44135 Dortmund
Fachanwältin Inga Dollhausen
Fachanwältin für Familienrecht
Hauptstraße 331
51143 Köln
Fachanwältin Sabine Schacht
Fachanwältin für Familienrecht
Alsterarkaden 9
20354 Hamburg
Fachanwalt Paul Korcz
Fachanwalt für Familienrecht
Kalkentalstraße 2
60489 Frankfurt am Main
Fachanwältin Stefanie Köhnke
Fachanwältin für Familienrecht
Aachener Straße 1212
50859 Köln
Fachanwalt Claus-Rudolf Löffler
Fachanwalt für Erbrecht
Fachanwalt für Familienrecht
Volgersweg 26
30175 Hannover
Datenschutzeinstellungen
fachanwaltsuche.de verwendet Cookies, um die Funktionsfähigkeit unserer Website zu gewährleisten. Außerdem setzen wir zur Weiterentwicklung unserer Website im Sinne der Nutzer zusätzliche Cookies ein. Mit dem Klick auf den Button „Cookies zulassen“ stimmen Sie der Verwendung der von uns für die genannten Zwecke eingesetzten Cookies zu. Über den Button „Einstellungen verwalten“ können Sie sich über die eingesetzten Cookies informieren und den Umfang Ihrer Einwilligung konfigurieren.