Weiterleitung von Befunden und Informationen durch den Hausarzt
4.08235294117647 /
5 (85 Bewertungen)
2019-08-20
· Rechtsanwalt Christoph Kleinherne
· 4425 mal gelesen
Sogar nach dem Ende eines Behandlungsvertrages muss ein Arzt seinen Patienten darüber informieren, wenn dieser eine bedrohliche Diagnose gestellt bekommen hat. Auch über etwaige Behandlungsvorschläge besteht eine Informationspflicht.
Der Behandler ist, neben der Aufklärung über die Risiken eines Eingriffs (Risikoaufklärung) und mögliche Behandlungsalternativen, unter Umständen auch dazu verpflichtet, den Patienten über die im Rahmen einer ärztlichen Behandlung erhobenen Befunde und Prognosen zu unterrichten.
Dies gilt nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs vor allem dann, wenn der Patient erst durch die zutreffende Information in die Lage versetzt wird, eine medizinisch gebotene Behandlung überhaupt durchführen zu lassen.
Vom Behandler muss mit anderen Worten sichergestellt werden, dass der Patient jedenfalls von Arztbriefen mit bedrohlichen Befunden und der dort angeratenen Behandlung Kenntnis erhält, wenn sich aus der dem Arzt zugeleiteten Information selbst nicht eindeutig ergibt, dass der Patient oder der diesen weiterbehandelnde Arzt sie ebenfalls erhalten hat.
In einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 26.06.2018, VI ZR 285/17, hatte ein Patient seine langjährige Hausärztin wegen eines Behandlungsfehlers auf Schmerzensgeld und Schadensersatz verklagt. Allein diese hatte von einer Klinik erfahren, dass eine operativ entfernte Geschwulst ein bo?sartiger Tumor war und dies dem Patienten nicht mitgeteilt.
Vom Bundesgerichtshof wurde aus den oben genannten Gründen ein schwerer ärztlicher Behandlungsfehler bejaht, weil die Hausärztin ihre ärztlichen Pflichten gegenüber dem Patienten dadurch verletzt hatte, dass sie ihn über die Diagnose eines malignen Nervenscheidentumors und die Behandlungsempfehlungen des Klinikums nicht informiert hatte. Sie hätte sicherstellen müssen, dass der Patient von dem allein an sie gerichteten zweiten Arztbrief und der darin enthaltenen bedrohlichen Diagnose sowie von den vom Klinikum angeratenen ärztlichen Maßnahmen unverzüglich Kenntnis erlangte.
Dollinger Partnerschaft Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Fachanwalt für Medizinrecht
Fachanwalt für Versicherungsrecht
Fachanwalt für Versicherungsrecht
Rotbuchenstraße 1
81547 München
81547 München
War dieser Beitrag für Sie hilfreich?
Eigene Bewertung abgeben:
Bisher abgegebene Bewertungen:
4.08235294117647 /
5
(85 Bewertungen)
Das könnte Sie interessieren
Medizinrecht
,
06.03.2018
(Update 30.01.2024)
Vor Operationen und Behandlungen müssen Patienten vom behandelnden Arzt über die Risiken des Eingriffs aufgeklärt werden.
Je nach Eingriff kann hier auch eine besondere Aufklärung notwendig sein.
Wird ein Patient nicht ordnungsgemäß über die Chancen und Risiken einer Behandlung im Krankenhaus aufgeklärt, kann das Auswirkungen auf den Vergütungsanspruch des Krankenhauses haben.
4.3076923076923075 /
5 (26 Bewertungen)
Medizinrecht
,
08.05.2018
(Update 02.08.2024)
Für viele Patienten ist der Besuch beim Zahnarzt mit Angst verbunden.
Kommt es zu Komplikationen bei der Behandlung, oder wird der Patient nicht ausreichend über die Behandlung oder die damit verbundenen Therapiekosten aufgeklärt, muss der Zahnarzt unter Umständen für die fehlerhafte Behandlung haften.
4.228571428571429 /
5 (35 Bewertungen)
Medizinrecht
,
08.06.2015
(Update 12.06.2020)
Mangelhafte oder schlechtsitzende Zahnimplantaten, Zahnbrücken oder Zahnprothesen sind für Patienten ein großes Ärgernis - auch aus finanziellen Gründen, denn Zahnersatz ist teuer.
Welche Kosten für Zahnersatz muss die Krankenkasse übernehmen?
Wie sieht es mit der Gewährleistung für mangelhaften Zahnersatz aus?
Und wird auch die Zahnersatzbehandlung im Ausland bezahlt?
4.108695652173913 /
5 (46 Bewertungen)
Medizinrecht
,
16.07.2015
(Update 08.11.2024)
Rund 3.400 Behandlungsfehler verursachten Ärzte einer aktuellen Statistik zur Folge im vergangenen Jahr in Deutschland.
In vielen Fällen müssen letztlich Gerichte entscheiden, ob eine Arzthaftung in Frage kommt und wie hoch der Anspruch der betroffenen Patienten auf Schadensersatz ausfällt.
4.172413793103448 /
5 (29 Bewertungen)
Medizinrecht
,
26.02.2018
(Update 10.06.2024)
Ob Bauch, Beine oder Po: Fettabsaugen ist eine der häufigsten Behandlungen, die Schönheitschirurgen bei ihren Patienten durchführen.
Die Kosten für eine sog.
Liposuktion sind nicht unerheblich, daher stellt sich für Patienten die Frage: In welchen Fällen muss die Krankenkasse die Kosten für diesen Eingriff übernehmen?
4.228571428571429 /
5 (35 Bewertungen)
Medizinrecht
,
15.02.2016
(Update 25.03.2024)
Schwerstkranke Patienten können von ihrer Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen die Kostenübernahme für eine Cannabis-Therapie verlangen – nach einem aktuellen Gerichtsurteil aber nur dann, wenn enn der behandelnde Arzt eine umfassende und im hohen Maße sorgfältige Einschätzung abgegeben hat.
4.145833333333333 /
5 (48 Bewertungen)
Medizinrecht
,
02.03.2018
(Update 02.03.2018)
Rechtsanwalt Christoph Kleinherne Dollinger Partnerschaft Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
Bei Arzthaftungsprozesse trägt in der Regel der Patient die Beweislast.
Bei Stürzen im Krankenhaus können für diesen Grundsatz Ausnahmen gelten.
4.761904761904762 /
5 (21 Bewertungen)
Medizinrecht
,
30.06.2016
(Update 05.07.2022)
Auch beim Augenarzt sind Patienten nicht vor Behandlungsfehlern geschützt.
Im schlimmsten Fall steht die Sehfähigkeit eines Patienten auf dem Spiel.
Wann liegt ein Behandlungsfehler vor und wie können sich Patienten wehren?
4.1 /
5 (20 Bewertungen)
Sozialrecht
,
28.06.2018
(Update 02.10.2024)
Ob spezielle Hörgeräte, Bildtelefon oder Therapiestühle: Krankenkassen lehnen in vielen Fällen die Kostenübernahme von medizinischen Hilfsmitteln ab.
Wir haben Ihnen einige Urteile zusammengestellt, die zeigen, welche Hilfsmittel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden müssen, und welche nicht.
4.156626506024097 /
5 (83 Bewertungen)
Miet- und Wohnungseigentumsrecht
,
15.10.2015
(Update 13.11.2024)
Wohnungseigentümerversammlungen, Eigentümerbeschlüsse, Hausverwaltung, Instandhaltung und Nutzung – Wohnungseigentümer werden mit vielen Rechtsfragen rund um ihre Immobilie konfrontiert.
4.220338983050848 /
5 (59 Bewertungen)
Familienrecht
,
16.07.2012
Rechtsanwalt Anton Bernhard Hilbert Kanzlei Hilbert & Simon
Bei vorehelichen Schenkungen hatte der überlebende Ehegatte bisher keine Ansprüche auf eine Pflichtteilsergänzung.
So hatte der Bundesgerichtshof in jahrzehntelanger Rechtsprechung entschieden.
Jetzt hat das höchste deutsche Zivilgericht diese Rechtsprechung aufgegeben.
Die Folgen können fatal sein: Streit zwischen Kindern und Stiefmutter.
4.3 /
5 (10 Bewertungen)