Logo Fachanwaltssuche
Von Experten beraten.
Rechtsgebiet z.B. Arbeitsrecht
Ortz.B. Köln, 50968

Künstliche Befruchtung – Wer übernimmt die Kosten?

Künstliche Befruchtung – Wer übernimmt die Kosten? © mko - topopt
Der Wunsch nach einem eigenen Kind bleibt vielen Paaren verwehrt. Eine letzte Hoffnung ist oft eine künstliche Befruchtung. Diese Behandlungsmethode ist kostenintensiv und wird von den Krankenkassen nur unter bestimmten Voraussetzungen gezahlt.

Künstliche Befruchtung – Wie hoch sind die Kosten?

Eine künstliche Befruchtung (In-Vitro-Fertilisation) kostet zwischen 2.000 und 4.500 Euro. Bei einer Intracytoplasmatische Spermieninjektion entstehen für die Patienten Kosten bis zu 2.500 Euro.

Wie sieht es mit der Kostenerstattung aus?

Eine künstliche Befruchtung kann bis zu 4.500 Euro kosten. Die gesetzlichen Krankenkassen müssen nur 50 Prozent der Kosten übernehmen. Das gilt für maximal drei Befruchtungsversuche. Voraussetzung ist, dass das Paar verheiratet ist. Keine Voraussetzung ist nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (Aktenzeichen IV ZR 323/18), dass die Frau nicht älter als 40 Jahre sein darf. Auch bei älteren Frauen muss die Krankenkasse zahlen, wenn nicht der Gesundheitszustand der Frau eine Lebendgeburt unwahrscheinlich ist.

Kostenerstattung für künstliche Befruchtung nicht nur für verheiratete Paare

Private Krankenkassen dürfen ihre Kostenübernahme nicht nur auf verheiratete Paare beschränken, dies entschied das Oberlandesgericht Karlsruhe (Aktenzeichen 12 U 107/17). Allgemeine Versicherungsbedingungen, die eine Unterscheidung zwischen verheirateten und unverheirateten Paaren machen, seien willkürlich und damit unwirksam.

Keine Kostenerstattung für künstliche Befruchtung bei Verstoß gegen das Emryonenschutzgesetz

Die gesetzliche Krankenkasse muss nicht die Kosten einer künstlichen Befruchtung tragen, wenn ein Verstoß gegen das deutsche Embryonenschutzgesetz begangen wurde, entschied das Sozialgericht München (Aktenzeichen S 7 KR 242/21). Im konkreten Fall waren bei einer deutschen Patientin im Ausland zu viele Eizellen befruchtet worden.

Künstliche Befruchtung muss nicht von Jobcenter gezahlt werden

Hartz IV- Empfänger, die mit Hilfe einer künstlichen Befruchtung, Eltern werden wollen, können für diese Behandlung kein Darlehn vom Jobcenter verlangen. Dies entschied das Sozialgericht Berlin (Aktenzeichen S 127 AS 32141/12) im Fall eines Hartz IV-Ehepaares, dessen Krankenkasse für drei Versuche einer künstlichen Befruchtung jeweils 50 Prozent der Behandlungskosten übernehmen wollte, die andere Hälfte sollte das Ehepaar selbst tragen. Aus diesem Grund beantragte es beim zuständigen Jobcenter ein Darlehn. Das Jobcenter lehnte den Antrag ab, ebenso wie das Sozialgericht die Klage des Ehepaares. Ein Darlehn gebe es vom Jobcenter nur für unabweisbaren Bedarf, der eigentlich unter den Regelbedarf fällt, aber von diesem nicht gedeckt wird. Eine künstliche Befruchtung gehöre nicht zum Regelbedarf eines Hartz IV-Empfängers und sei auch nicht als medizinisch notwendige Behandlung einzustufen.

Kostenerstattung auch bei unverheirateten Paaren

Nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Kassel (Aktenzeichen 1 A 731/17) erhält auch ein unverheiratetes Beamten-Paar die Kosten für eine künstliche Befruchtung als Beihilfeleistung erstattet. In der Hessischen Beihilfeverordnung wird bei den Leistungen für medizinische Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung kein Unterschied zwischen verheirateten oder unverheirateten Beamten getroffen. Anders etwa bei den Regelungen der gesetzlichen Krankenkassen, die Kostenübernahme nur bei verheirateten Versicherungsnehmern gewähren.

Keine Kostenübernahme für künstliche Befruchtung bei homosexuellen Paar

Gleichgeschlechtliche Paare mit Kinderwunsch haben keinen Anspruch gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung auf Kostenübernahme für eine künstliche Befruchtung. Dies hat das Bundessozialgericht (Aktenzeichen B 1 KR 7/21 R) entschieden. Nach einer Entscheidung des Bundesfinanzhofs (Aktenzeichen VI R 47/15) können aber die finanziellen Aufwendungen für eine künstliche Befruchtung auch in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft bei der Einkommenssteuer als außergewöhnliche Aufwendungen geltend gemacht werden.

Krank nach künstlicher Befruchtung – Anspruch auf Entgeltfortzahlung?

Erkrankt eine Arbeitnehmerin nach einer künstlichen Befruchtung kann dies zum Verlust ihres Anspruchs auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall im Sinne von einer möglichen selbstverschuldeten Herbeiführung der Arbeitsunfähigkeit führen, so das Bundesarbeitsgericht (Aktenzeichen 5 AZR 167/16).

Steuer: Künstliche Befruchtung als außergewöhnlichen Belastungen

Die Kosten für eine künstliche Befruchtung können bei der Einkommenssteuer als außergewöhnliche Belastung geltend gemacht werden, entschied das Finanzgericht Münster (Aktenzeichen 1 K 3722/18 E). Dabei kommt es nicht darauf an, ob die Frau verheiratet ist oder in einer festen Beziehung lebt.

Redaktion fachanwaltsuche.de

War dieser Beitrag für Sie hilfreich?

Eigene Bewertung abgeben:
Bisher abgegebene Bewertungen:
4.25 / 5 (72 Bewertungen)
Das könnte Sie interessieren
Familienrecht , 31.03.2017
Die Moderatorin Caroline Beil erhitzt mit ihrer künstlich befruchteten Schwangerschaft mit über fünfzig Jahren zurzeit die Gemüter. Wenn es auf normalen Weg für Frauen nicht möglich ist schwanger zu werden, kann die Reproduktionsmedizin den Kinderwunsch noch erfüllen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang neben medizinischen auch juristische Fragen.
4.157894736842105 / 5 (38 Bewertungen)
Medizinrecht , 12.04.2019
Ärzte, die einen Patienten durch künstliche Ernährung länger als medizinisch sinnvoll am Leben erhalten, trifft keine Haftung, entschied der Bundesgerichtshof in einem aktuellen Grundsatzurteil.
3.8333333333333335 / 5 (6 Bewertungen)
Familienrecht , 29.04.2019
Nach der Trennung eines nichtverheirateten Paares, das ein gemeinsames Haus besitzt, ist der Ex-Partner zur Einsicht ins Grundbuch berechtigt, um zu ermitteln wer Grundstückseigentümer ist. Dies entschied aktuell das Oberlandesgericht München.
3.8333333333333335 / 5 (6 Bewertungen)
Steuerrecht , 07.09.2018
Ein gleichgeschlechtliches Ehepaar hat erfolgreich die Zusammenveranlagung zur Einkommenssteuer ab dem Jahr 2001, in dem sie ihre Lebenspartnerschaft begründeten, vor dem Finanzgericht Hamburg eingeklagt.
4.285714285714286 / 5 (7 Bewertungen)
Sozialrecht , 28.06.2018 (Update 02.10.2024)
Ob spezielle Hörgeräte, Bildtelefon oder Therapiestühle: Krankenkassen lehnen in vielen Fällen die Kostenübernahme von medizinischen Hilfsmitteln ab. Wir haben Ihnen einige Urteile zusammengestellt, die zeigen, welche Hilfsmittel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden müssen, und welche nicht.
4.154761904761905 / 5 (84 Bewertungen)
Medizinrecht , 26.02.2018 (Update 10.06.2024)
Ob Bauch, Beine oder Po: Fettabsaugen ist eine der häufigsten Behandlungen, die Schönheitschirurgen bei ihren Patienten durchführen. Die Kosten für eine sog. Liposuktion sind nicht unerheblich, daher stellt sich für Patienten die Frage: In welchen Fällen muss die Krankenkasse die Kosten für diesen Eingriff übernehmen?
4.228571428571429 / 5 (35 Bewertungen)
Sozialrecht , 16.01.2017 (Update 25.01.2022)
Die Versorgung eines Krankenversicherten mit einer maßangefertigten Echthaarperücke kann aus medizinischen Gründen notwendig sein. Die gesetzliche Krankenversicherung muss die anfallenden Kosten dann übernehmen und kann nicht auf preiswertere Kunsthaarperücken verweisen.
4.14 / 5 (50 Bewertungen)
Medizinrecht , 13.05.2015
Kosten für Hilfsmittel muss die gesetzliche Krankenkasse nur übernehmen, wenn diese Hilfsmittel in der entsprechenden Hilfsmittelverordnung gelistet sind. Trotzdem streiten sich Patienten und gesetzliche Krankenversicherung immer wieder vor Gericht um die Übernahme von Hilfsmittelkosten wie etwa für eine Perücke oder ein Therapiedreirad.
3.875 / 5 (8 Bewertungen)
Medizinrecht , 15.02.2016 (Update 25.03.2024)
Schwerstkranke Patienten können von ihrer Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen die Kostenübernahme für eine Cannabis-Therapie verlangen – nach einem aktuellen Gerichtsurteil aber nur dann, wenn enn der behandelnde Arzt eine umfassende und im hohen Maße sorgfältige Einschätzung abgegeben hat.
4.145833333333333 / 5 (48 Bewertungen)
Sozialrecht , 02.12.2017 (Update 16.01.2020)
Entscheidet eine Krankenkasse nicht zeitgerecht über Anträge ihrer Versicherten tritt eine sog. fingierte Genehmigung ein, die dem Versicherten einen nur schwer wieder zu entziehenden Anspruch auf die gewünschte Behandlung oder Operation gewährt.
4.416666666666667 / 5 (12 Bewertungen)
Medizinrecht , 08.06.2015 (Update 12.06.2020)
Mangelhafte oder schlechtsitzende Zahnimplantaten, Zahnbrücken oder Zahnprothesen sind für Patienten ein großes Ärgernis - auch aus finanziellen Gründen, denn Zahnersatz ist teuer. Welche Kosten für Zahnersatz muss die Krankenkasse übernehmen? Wie sieht es mit der Gewährleistung für mangelhaften Zahnersatz aus? Und wird auch die Zahnersatzbehandlung im Ausland bezahlt?
4.108695652173913 / 5 (46 Bewertungen)
Suchen in Rechsbeiträgen
Teilnehmer
Fachanwältin Monika Stürzer
Fachanwältin für Familienrecht
Walter-Kolbenhoff-Straße 5
82110 Germering
Fachanwältin Christina Friedrich
Fachanwältin für Familienrecht
Schießgraben 9
55232 Alzey
Fachanwältin Dorothea Ehrmann
Fachanwältin für Familienrecht
Kaiserstraße 30
90763 Fürth
Fachanwältin Monika Reichel
Fachanwältin für Familienrecht
Vogelsbergerstr. 1-3
63654 Büdingen
Fachanwältin Jutta Spengler
Fachanwältin für Familienrecht
Fachanwältin für Medizinrecht
Rathenaustraße 7
95444 Bayreuth
Fachanwalt Ralf Stelling
Fachanwalt für Familienrecht
Fachanwalt für Strafrecht
Am Teich 10 - 12
24534 Neumünster
Fachanwältin Dr. Gabriele Hitzlberger
Fachanwältin für Familienrecht
Friedenstraße 5
97421 Schweinfurt
Fachanwalt Klaus Schwaninger
Fachanwalt für Familienrecht
Kriegsstr. 45
76133 Karlsruhe
Fachanwältin Beatrice Artmann
Fachanwältin für Familienrecht
Rauher Kamp 50
44339 Dortmund
Fachanwältin Sonja Schlecht
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Familienrecht
Yorckstraße 26
10965 Berlin
Fachanwalt Hendrik Schöpper
Fachanwalt für Erbrecht
Fachanwalt für Familienrecht
Ostenhellweg 62
44135 Dortmund
Fachanwältin Inga Dollhausen
Fachanwältin für Familienrecht
Hauptstraße 331
51143 Köln
Fachanwältin Sabine Schacht
Fachanwältin für Familienrecht
Alsterarkaden 9
20354 Hamburg
Fachanwalt Paul Korcz
Fachanwalt für Familienrecht
Kalkentalstraße 2
60489 Frankfurt am Main
Fachanwältin Stefanie Köhnke
Fachanwältin für Familienrecht
Aachener Straße 1212
50859 Köln
Fachanwalt Claus-Rudolf Löffler
Fachanwalt für Erbrecht
Fachanwalt für Familienrecht
Volgersweg 26
30175 Hannover
Datenschutzeinstellungen
fachanwaltsuche.de verwendet Cookies, um die Funktionsfähigkeit unserer Website zu gewährleisten. Außerdem setzen wir zur Weiterentwicklung unserer Website im Sinne der Nutzer zusätzliche Cookies ein. Mit dem Klick auf den Button „Cookies zulassen“ stimmen Sie der Verwendung der von uns für die genannten Zwecke eingesetzten Cookies zu. Über den Button „Einstellungen verwalten“ können Sie sich über die eingesetzten Cookies informieren und den Umfang Ihrer Einwilligung konfigurieren.