Interessante Gerichtsentscheidungen rund um die Familie
4.0 /
5 (2 Bewertungen)
2015-06-30
· Redaktion fachanwaltsuche.de
· 272 mal gelesen
- Müssen Eltern auch für ein volljähriges Kind Unterhalt zahlen, dass aus der elterlichen Wohnung ausgezogen ist?
- Umgangsrecht: Hat das Kind einen Schmerzensgeldanspruch bei einer Beschneidung ohne Einwilligung beider Eltern?
- Ehevertrag- Wann liegt Sittenwidrigkeit vor?
Unterhalt, Ehevertrag, Sorgerecht- Es gibt viele Konflikte rund um die Familie mit denen sich Gerichte beschäftigten müssen. Hier einige interessante Entscheidungen …
Unterhalt, Ehevertrag, Sorgerecht- Es gibt viele Konflikte rund um die Familie mit denen sich Gerichte beschäftigten müssen. Hier einige interessante Entscheidungen …
Redaktion fachanwaltsuche.de
Müssen Eltern auch für ein volljähriges Kind Unterhalt zahlen, dass aus der elterlichen Wohnung ausgezogen ist?
Eine volljährigen Tochter, die eine Ausbildung zur Erzieherin macht, zog wegen Streitigkeiten mit ihrer Mutter aus der elterlichen Wohnung aus und bei ihrem Freund ein. Statt des bisher von ihren Eltern erhaltenen sogenannten „Naturalunterhalts“ verlangte die Tochter nun Geld zum Lebensunterhalt von ihren Eltern. Das Oberlandesgericht Karlsruhe (Aktenzeichen 2 UF 276/14 ) entschied, dass es keine Gründe gibt, die für eine Unwirksamkeit der Naturalbestimmung durch die Eltern sprechen. Gründe wären etwa eine nicht behebbare Entfremdung oder eine Unzumutbarkeit der Rückkehr in die elterliche Wohnung aus gesundheitlichen Gründen. Beides lag nicht vor. Es handelte sich vielmehr um ganz typische familiäre Konflikten, die eine Unwirksamkeit der Naturalunterhaltsbestimmung nicht begründeten.Umgangsrecht: Hat das Kind einen Schmerzensgeldanspruch bei einer Beschneidung ohne Einwilligung beider Eltern?
Im vorliegenden Fall waren die Eltern eines sechsjährigen Kindes geschieden und hatten in der Umgangsrechtvereinbarung geregelt, dass der Junge nicht beschnitten werden sollte. Als das Kind Urlaub beim Vater machte, kam es dann doch zu einer Beschneidung, für die es weder eine medizinische Notwendigkeit gab noch die Einwilligung der Mutter vorlag. Der Junge trug massive Schmerzen sowie psychische Beeinträchtigungen von der Beschneidung davon. Er verlangte deshalb von seinem Vater Schmerzensgeld in Höhe von 12.000 Euro. Das Oberlandesgericht Karlsruhe (Aktenzeichen 18 WF 219/13) sprach dem Jungen Verfahrenskostenhilfe zu. Es hält einen Schmerzensgeldanspruch wegen Körperverletzung und/oder Pflichtverletzung in der Ausübung der elterlichen Sorge für möglich. Für die Geltendmachung des Anspruchs ist das Familiengericht zuständig.Ehevertrag- Wann liegt Sittenwidrigkeit vor?
Im zugrundeliegenden Fall schlossen die Eheleute kurz nach ihrer Hochzeit einen Ehevertrag, in dem sie den Zugewinnausgleich ausschlossen und Gütergemeinschaft beantragten. Der Ehevertrag sah auch vor, dass auf einen nachehelichen Unterhalt im Fall der Not verzichtet werde, es sei denn, Kinder unter 7 Jahren seien zu betreuen. In dem Fall sollte ein erheblich begrenzter Unterhaltsanspruch für den Ex-Ehepartner zum Tragen kommen. In der Ehe wurden zwei Kinder geboren. Wenig später erkrankte die Ehefrau an Krebs und der Ehemann nach ein außereheliches Verhältnis auf, woraufhin sich die Eheleute trennten. Im Scheidungsverfahren machte die Ehefrau dann geltend, dass der Ehevertrag unwirksam sei. Nach ihrer Hochzeit habe ihr Mann sie gedrängt den Vertrag zu unterzeichenen, da er angeblich zu ihrer Absicherung und der Absicherung der Selbstständigkeit des Ehemannes diene. Sie habe ihrem Mann vertraut. Während der Ehe habe der Ehemann ein großes Vermögen bilden können, während sie aufgrund der Rollenverteilung nicht in der Lage war Vermögen zu bilden. Der Unterhaltsverzicht treffe sie daher extrem hart. Auch das Oberlandesgericht Karlsruhe (Aktenzeichen 20 UF 7/14) beurteilte den Ehevertrag als objektiv sittenwidrig, da er vorsehe, dass der Mann an der Altersversorgung der Ehefrau teilhabe, aber nicht umgekehrt. Auch der Unterhaltsverzicht sei eine einseitige Benachteiligung der Ehefrau. Auf eine verwerfliche Gesinnung des Ehemannes könne aber nur dann geschlossen werden, wenn tatsächlich ungleiche Verhandlungspositionen aufgrund der einseitigen Dominanz eines Ehegatten gegeben seien. Dies konnte im zu entscheidenden Fall nicht nachgewiesen werden. Blindes Vertrauen allein begründet noch keine Sittenwidrigkeit des Ehevertrags, so das Gericht.War dieser Beitrag für Sie hilfreich?
Eigene Bewertung abgeben:
Bisher abgegebene Bewertungen:
4.0 /
5
(2 Bewertungen)
Das könnte Sie interessieren
Familienrecht
,
02.01.2024
(Update 24.04.2024)
Jede dritte Ehe wird geschieden.
Da macht es Sinn vor und auch noch nach einer Eheschließung darüber nachzudenken, ob man einen Ehevertrag braucht.
Was kann man in einem Ehevertrag regeln?
Und was passiert bei einer Trennung, wenn man keinen Ehevertrag hat?
3.8333333333333335 /
5 (6 Bewertungen)
Familienrecht
,
19.07.2016
Eine muslimische Ehefrau kann von ihrem Ehemann bei einer Ehescheidung eine Abendgabe verlangen, auch ohne Scheidungsverstoßung ( talaq) vom Ehemann.
Dies entschied kürzlich das Oberlandesgericht Hamm.
4.333333333333333 /
5 (6 Bewertungen)
Familienrecht
,
10.07.2018
(Update 16.05.2024)
Ein Kindergeldanspruch besteht bis zum 25.
Lebensjahr, wenn sich das Kind in der Erstausbildung befindet.
Bei vielen Eltern herrscht Unsicherheit, wer einen Anspruch auf Kindergeld hat, wie hoch das zu erwartende Kindergeld ist und wie lange es bezogen werden kann.
4.3128834355828225 /
5 (163 Bewertungen)
Familienrecht
,
26.01.2018
Wenn transsexuelle Menschen ein Kind zeugen oder gebären, gibt es hinsichtlich der abstammungsrechtlichen Frage – Mutter oder Vater – immer wieder Rechtskonflikte.
In zwei Fällen hat jüngst der Bundesgerichtshof zu dieser Problematik Stellung genommen.
4.5 /
5 (8 Bewertungen)
Steuerrecht
,
12.11.2015
Kindergeld soll in Deutschland die Grundversorgung von Kindern und damit deren wirtschaftliches Existenzminimum sicher stellen.
Jetzt hat der Bundesfinanzhof entschieden, dass es auch bei einem mehrjährigen Auslandsstudium weiterhin einen Anspruch auf Kindergeld geben kann.
4.0 /
5 (7 Bewertungen)
Familienrecht
,
19.05.2017
Die Betreiberin einer Samenbank muss einem minderjährigem Kind – vertreten durch seine Eltern – umfassende Auskunft über die Identität eines Samenspenders geben.
Dazu gehört sein Name, Geburtsdatum, Anschrift und Personalausweisnummer.
Dies entschied kürzlich das Amtsgericht Wedding.
4.444444444444445 /
5 (9 Bewertungen)
Medizinrecht
,
16.07.2015
(Update 08.11.2024)
Rund 3.400 Behandlungsfehler verursachten Ärzte einer aktuellen Statistik zur Folge im vergangenen Jahr in Deutschland.
In vielen Fällen müssen letztlich Gerichte entscheiden, ob eine Arzthaftung in Frage kommt und wie hoch der Anspruch der betroffenen Patienten auf Schadensersatz ausfällt.
4.172413793103448 /
5 (29 Bewertungen)
Verwaltungsrecht
,
30.07.2018
(Update 16.10.2024)
Rund um den Schulbetrieb stellen sich für Schüler, Eltern und Lehrer viele rechtliche Fragen: Haben Schüler einen Anspruch auf Aufnahme in eine bestimmte Schule?
Ist ein Wechsel von einer Privatschule auf eine städtische Schule möglich?
Wann gibt es einen Schulverweis?
Wer haftet bei Unfällen auf einer Klassenfahrt?
3.912087912087912 /
5 (91 Bewertungen)
Familienrecht
,
31.05.2012
Rechtsanwalt Rechtsanwälte Bender & Ruppel Rechtsanwälte Bender & Ruppel
Mit Beschluss vom 11.
Februar 2011 hat das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) die Unterhaltsansprüche geschiedener Ehepartner gestärkt.
Der Unterhalt muss unabhängig davon bestimmt werden, ob der zahlungspflichtige Ex-Partner erneut geheiratet hat.
4.0 /
5 (2 Bewertungen)
Familienrecht
,
06.12.2017
(Update 09.01.2024)
Die Düsseldorfer Tabelle regelt den Unterhalt für Kinder nach einer Trennung oder Scheidung der Eltern in Abhängigkeit zu deren Einkommen.
Ab 1.
Januar 2024 haben sich die deutschen Oberlandesgerichte und der Deutsche Familiengerichtstag auf eine Aktualisierung der Düsseldorfer Tabelle verständigt.
4.157894736842105 /
5 (19 Bewertungen)
Familienrecht
,
02.11.2018
Hat ein Elternteil einen Anspruch auf mehr Unterhalt, weil das gemeinsame Kind eine Privatschule besuchen soll?
Mit dieser Frage beschäftigte sich kürzlich das Oberlandesgericht Oldenburg.
5.0 /
5 (3 Bewertungen)