Was müssen Käufer beim Gebrauchtwagenkauf beachten?
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2015-05-11
, Aktualisierung vom
2022-03-31 10:39:42.0
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- Wer ist Vertragspartner?
- Worüber muss der Verkäufer den Käufer beim Gebrauchtwagenkauf informieren?
- Verkürzung der Verjährungsfrist durch Allgemeine Geschäftsbedingungen?
- Rücktritt vom Autokauf bei fehlender Verkehrssicherheit des Autos!
- Rücktritt vom Autokauf auch trotz positiver Hauptuntersuchung!
- Vorsicht bei Angabe des Kilometerstands bei Online-Kfz-Börsen
Beim Kauf eines Autos vom Gebrauchtwagenhändler gibt es Einiges worauf der Autokäufer beim Abschluss eines Vertrags achten sollte! Verkürzte Verjährungsfristen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Angaben zur Beschaffenheit des Fahrzeugs können im Schadensfall bei der Durchsetzung von Ansprüchen entscheidend sein.
Wer ist Vertragspartner?
Ein Gebrauchtwagenhändler kann Gewährleistungsansprüche im Kaufvertrag nicht wirksam ausschießen, wenn für den Kunden nicht ersichtlich ist, wer überhaupt der Vertragspartner ist. Allein der Hinweis im Kleingedruckten des Kaufvertrages, der Gebrauchtwagenhändler biete das Fahrzeug im Kundenauftrag an, reicht nicht aus, entschied das Oberlandesgericht Oldenburg (Aktenzeichen 1 U 28/18). Im zugrundeliegenden Fall hätte der Gebrauchtwagenhändler durch sein Auftreten und die Nutzung seines Firmenlogos auf der Online-Anzeige des Gebrauchtwagens den Eindruck erweckt, dass er das Fahrzeug verkaufe.Worüber muss der Verkäufer den Käufer beim Gebrauchtwagenkauf informieren?
Der Verkäufer eines gebrauchten Autos muss den Käufer ungefragt über alle ihm bekannten Mängel und Unfallschäden informieren. Dies entschied das Landgericht Coburg (Aktenzeichen 15 O 68/19) und führt aus, dass der Verkäufer diese Aufklärungspflicht auch dann trifft, wenn der Schaden fachgerecht repariert wurde. Gibt der Verkäufer an, dass das Auto laut Vorbesitzer unfallfrei sei, ohne dass er den Vorbesitzer kennt, ist seine Aussage nicht richtig und der Käufer ist berechtigt vom Kaufvertrag zurück zu treten. Dies entschied das Landgericht Konstanz (Aktenzeichen C 61 S 61/20).Verkürzung der Verjährungsfrist durch Allgemeine Geschäftsbedingungen?
Der Bundesgerichtshof (Aktenzeichen VIII ZR 104/14) hat sich mit der Wirksamkeit der Verjährungsfristverkürzung in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes, Stand 3/2008, auseinandergesetzt und ist zu folgendem Ergebnis gekommen: Die Verjährungsverkürzung in den AGBS des Zentralverbandes des Kraftfahrzeuggewerbes, Stand 3/2008, ist unwirksam! Ein durchschnittlicher Verbraucher sei nicht in der Lage aus den teilweise widersprüchlichen Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes, Stand 3/2008, herzuleiten, ob sein Anspruch auf Schadensersatz gegenüber dem Gebrauchtwagenhändler schon nach einem Jahr (AGB VI Nr. 1 Satz 1) oder erst nach zwei Jahren (AGB VI Nr. 5 und VII ) - somit nach Ablauf der gesetzlichen Verjährungsfrist – verjährt. Der Verbraucher erhalte hier keine zweifelsfreie Antwort zur Frage der Verjährung.Rücktritt vom Autokauf bei fehlender Verkehrssicherheit des Autos!
Autokäufern, denen der Gebrauchtwagenhändler ein Fahrzeug als „TÜV neu“ verkauft hat, haben einen Anspruch darauf vom Kaufvertrag zurückzutreten, wenn dem Auto die nötige Verkehrssicherheit fehlt. Dies entschied der Bundesgerichtshof (Aktenzeichen VIII ZR 80/14). In diesem Fall sei das Fahrzeug mit einem Mangel behafte, weil eine vereinbarte Beschaffenheit – nämlich „TÜV neu“- fehle. Das Auto sei in einem solchen Zustand gewesen, dass es keiner TÜV_Prüfung standgehalten hätte. Der Autokäufer habe mit dieser Täuschung jedes Vertrauen in den Gebrauchtwagenhändler verloren, weshalb eine Nacherfüllung für ihn nicht zumutbar sei.Rücktritt vom Autokauf auch trotz positiver Hauptuntersuchung!
Ein Gebrauchtwagenhändler wurde vom Oberlandesgericht Oldenburg (Aktenzeichen 11 U 86/13) dazu verurteilt, ein nicht verkehrssicheres Auto zurück zu nehmen, obwohl das Fahrzeug eine TÜV-Hauptuntersuchung bestanden hatte. Im zugrundeliegenden Fall hatte eine Frau ein Auto bei einem Gebrauchtwagenhändler gekauft, das am Verkaufstag eine Hauptuntersuchung fehlerfrei bestand. Auf dem Heimweg machte jedoch schon der Motor des Fahrzeugs schlapp. Eine Werkstatt stellte beim Fahrzeug daraufhin starke Korrosion an den Bremsleitungen, Kraftstoffleitungen und am Unterboden fest. Aufgrund dieses Umstands ging das Gericht von einer arglistigen Täuschung durch den Gebrauchwagenhändler aus.Vorsicht bei Angabe des Kilometerstands bei Online-Kfz-Börsen
Gibt ein Verkäufer bei einer Online-Anzeige auf einer Kfz-Börse versehentlich einen falschen Kilometerstand an – statt 204.032 km nur 2.040 km – führt dies bei Autointeressenten zu irrtümlichen Vorstellungen, wenn die Anzeige deshalb als Top-Angebot bewertet wird. Dies entschied das Oberlandesgericht Köln (Aktenzeichen 6 W 25/20) und verurteilte den Verkäufer dies zu unterlassen.War dieser Beitrag für Sie hilfreich?
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